Hat das Klinikum Chemnitz ausreichend Betten auf der Intensivstation zur Verfügung?

Der Stadtrat Frank Müller-Rosentritt hat eine Ratsanfragen zum Thema „Bettenbelegung im Klinikum Chemnitz“ gestellt:

  1. Wie ist der Stand bezüglich der Bettenbelegung auf der Notfallstation des Klinikums Chemnitz?

    Antwort: Der Stand der Bettenbelegung auf den acht Intensivstationen (vermutlich gemeint mit „Notfallstation“) wechselt in kurzen Zeitintervallen. Zum Zeitpunkt 19.12.2022, 08:00 Uhr waren von 78 verfügbaren Betten 75 belegt, auf der Kinderintensivstation waren von 18 belegbaren Betten 17 belegt. Es gibt einen gewissen „Kapazitätspuffer“, da bei einem größeren Bedarf zur Unterbrin-gung von schwerkranken Patienten teilweise auch Kapazitäten von „intermediate-care-Stationen“ medizinisch vertretbar genutzt werden können.
  2. Befürchtet das Krankenhaus auch in diesem Winter eine Überlastung der Bettenkapazi-täten entweder durch vermehrte Einlieferungen von Corona-Patienten und/oder anderweitig erkrankten?

    Antwort: Eine Überlastung der Bettenkapazitäten auch in diesem Winter ist nicht auszuschließen, momen-tan ist die Situation aus medizinischer Sicht allerdings noch beherrschbar. Die Ursachen einer potentiellen Überlastung wären vermutlich jedoch anders als zu Zeiten der Corona-Pandemie. Es gibt aktuell ca. 100 an Corona erkrankte Patienten im Klinikum (deutlich weniger als zu den pandemischen Spitzenbelastungen), allerdings steigende Patientenzahlen von an Influenza und RSV Erkrankten (aktuell ca. 60 Patienten). Dies allein ist bei der Gesamtkapazität am Klinikum kein bedrohliches Szenario, allerdings ist der Krankenstand im pflegerischen und ärztlichen Bereich hoch (pflegerisch bei ca. 30 Prozent). Diese Fehlzeiten führen bei anhaltendem chronischem Pflegenotstand zu eingeschränkten Bettenkapazi-täten, da sowohl im Normalstationsbereich als auch im ITS-Bereich und im OP Kapazitäten herun-tergefahren werden müssen. So sind aktuell aufgrund von chronischem und krankheitsbedingtem Pflegemangel 18 Betten auf den ITS-Stationen nicht verfügbar. Diese Zahlen ändern sich aber täglich.
  3. Welches Monitoring-System hat das Klinikum und/oder die Stadt Chemnitz aufgebaut, um rechtzeitig auf die aktuelle Lage reagieren zu können?

    Antwort: Es gibt am Klinikum einen Krisenstab („task force“), in der die „Monitoring-Zahlen“ (= Inzidenzen für Corona, Influenza und RSV) mit den verfügbaren Bettenkapazitäten und Krankenstandsmel-dungen am Klinikum Chemnitz abgeglichen werden. Dieser Krisenstab wird bei Bedarf täglich zusammengerufen. Es gibt darüber hinaus einen regionalen Krisenstab („Cluster-Konferenz“), in der das Klinikum die Leitfunktion für die 29 Kliniken der Regionen Mittel- und Südwestsachsen übernimmt (analog zu den Clustern Dresden und Leipzig). In dieser Cluster-Konferenz werden Inzidenzen sowie Kapazi-täten aller Krankenhäuser im Cluster abgeglichen sowie aktuelle Probleme zeitnah besprochen. Die Stadt Chemnitz nutzt gegenwärtig das Monitoring des Robert-Koch-Instituts sowie eigene statistische Erhebungen hinsichtlich des Pandemiegeschehens. Zusätzlich stehen statistische Informationen zur täglichen Bettenbelegungen aller städtischer Kliniken zur Verfügung.
  4. Welche Strategie hat das Klinikum Chemnitz, basierend auf die Erfahrung der letzten zwei Pandemiejahre, entwickelt, damit zum einem eine ausreichen Bettenkapazität über den gesamten Winter vorherrscht und zum anderem die Klinik nicht erneut in den Notfallmodus wechseln muss?

    Antwort: Das Klinikum hat in den letzten Monaten regional, überregional und international unterschiedliche Maßnahmen zur Akquise von Mitarbeitern/Mitarbeiterinnen im Pflegebereich sowie Maßnahmen zur Mitarbeiterbindung durchgeführt. Außerdem erfolgte die Übernahme aller Absolventen aus der Medizinischen Berufsfachschule, um die durch Pflegenotstand nicht betreibbaren Betten möglichst zu reduzieren. Trotzdem sind weitergehende Kapazitätsengpässe natürlich nicht mit Sicherheit auszuschließen. Es würden dann auch reduzierte Kapazitäten im Elektivbereich nicht auszuschlie-ßen sein, deren Priorisierung aus Zeiten der Pandemie konsentiert und „eingeübt“ ist. Die Nutzung freier Bettenkapazitäten regional und überregional ist durch die Strukturen des „Kleeblatts Ost“ und die eingespielten Organisationsstrukturen im Cluster deutlich verbessert worden. Ein „Notfallmodus“, wie er zu pandemischen Spitzen vor zwei Jahren und vor einem Jahr hingenommen werden musste, ist damit zwar deutlich unwahrscheinlicher, aber natürlich auch nicht gänzlich unmöglich geworden.